Rückblick Saison 2016/17 | November bis Feber: wenig Schnee & schlechte Verhältnisse

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Der Winter ist schon wieder fast vorbei und es gibt einen Rückblick zu den Lukas-zentrierten Erlebnissen mit Ski.

Wie üblich unternimmt Lukas die ersten Skitouren Anfang Oktober am Stubaier Gletscher – nach dem ersten nennenswerten Schneefall.

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Stubai, 5.10.2016

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Nach den ersten intensiveren Schneefällen samt kühlen Temperaturen kann man die ersten Skitouren in der Axamer Lizum und auf Kunstschnee in Kühtai unternehmen – in der vergangenen Saison war das ab Anfang November möglich:

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Kühtai im November
Raureif entsteht durch extrem feuchte Luft bei nicht ganz so starkem Wind
Raureif entsteht durch extrem feuchte Luft bei nicht ganz so starkem Wind – November am Gaiskogel
Raueis entsteht durch weniger feuchte Luft und stärkere Windgeschwindigkeit
Raueis entsteht durch weniger feuchte Luft und stärkere Windgeschwindigkeit – November auf der Schaufelspitze: Die Fäden bestehen hinten aus Raueis, vorne Übergang zu Raureif.

Leider hat sich von Ende November bis Anfang Jänner eine ausgesprochen niederschlagsarme Zeit eingestellt – ganz ähnlich zu 2015 –  es gab fast keinen Neuschnee und viel Sonnenschein. Es war allerdings viel kälter als im Dezember 2015.

im Gelände lohnend nur Skitouren auf den höchsten Gletschen mit Skigebietsunterstützung und Anseilen. Taschachferner Ende November
Skitouren im Gelände nur lohnend auf den höchsten Gletschern mit Skigebietsunterstützung und Anseilen. Taschachferner Ende November
28.12.2016
St. Sigmund am 28.12.2016
29.12.2015
29.12.2015
Innsbruck, 28.12.2016
Innsbruck, 28.12.2016
29.12.2015 - Man erkennt sehr gut den wesentlich wärmeren Dezember 2015 im Vergleich zu 2016
29.12.2015 – Man erkennt sehr gut den wesentlich wärmeren Dezember 2015 im Vergleich zu 2016
28.12.2016
28.12.2016
29.12.2015
29.12.2015

Die spärliche Schneedecke hat sich dementsprechend sehr stark aufbauend umgewandelt und für den weiteren Winterverlauf hat sich ein schlechte Ausgangssituation eingestellt:

Krusten und aufegbautes Zeug dazwischen im November am Zischgeles
Krusten und aufgebautes Zeug dazwischen bereits im November am Zischgeles

Da Skitouren im Gelände nur mit einem Zerstörungsski (neue evolviert aus dem klassischen Steinski) machbar waren, hab ich neben dem Pistenlaufen eine Hand voll lässiger Grate abgeklappert, mit Ski als Abstiegshilfe:

Am 10.12. den Fernerkogel Nordgrat in einer Speed-Aktion bei spätem Start:

Am 22.12. mit Flo die Sonnenwand-Überschreitung:

auf den letzten Metern eine recht glatte Platte

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Eis immer und überall…

 

so bleibt der Dezember in Erinnerung
… wie auch Skitragen. So bleibt der Dezember in Erinnerung

Dafür konnte man beobachten, dass auch ein dicker Eispanzer nicht genug Isolationswirkung bereitstellt um weiteren Wasseraustritt zu verhindern – im Gegensatz zu einer dünnen Schneedecke:

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Franz Senn Hütte. Man beachte die Wasseraustrittsstelle

 

Wir sind auch noch ein paar mal mit Bergschuhen ausgerückt – weil’s einfach schöner war als sich auf den Pisten den Ameisenströmen einzureihen:

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bei den meisten Bergtouren musste man allerdings Steigeisen und Gamaschen einpacken
bei den meisten Bergtouren musste man allerdings Steigeisen und Gamaschen einpacken – Ende Dezember am Weg zum Rietzer Grieskogel
Aber es gab auch Positives durch vereiste Flächen zu beobachten... Bereich Zirmbachalm Anfang Jänner
Aber es gab auch Positives durch vereiste Flächen zu beobachten… Bereich Zirmbachalm Anfang Jänner
drum sind wir doch eher bei Graten mit Skitragen geblieben. Pockkogel - Gaiskogel mit Basti
drum sind wir doch eher bei Graten mit Tragen des „Zerstörungsskis“ geblieben. Pockkogel – Gaiskogel mit Basti

Die Situation erinnerte uns daran, dass der sportliche Winter zwischen März und Juni stattfindet und, dass wir im Winterhalbjahr nur etwa halb soviel Niederschläge abbekommen wie im Sommerhalbjahr. Dafür gibt’s im Winter öfter sonnige Tage…

Neben den Graten haben wir gegraben und gegraben und uns immer mehr Sorgen über die folgenden Schneefälle gemacht
Neben den Graten haben wir gegraben, gegraben, gegraben und uns immer mehr Sorgen über die folgenden Schneefälle gemacht. Foto vom November mit Mario am Stubaier.

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Die Silvestertour hat David und mich nach Kühtai geführt - einfach am schönsten dort
Die Silvestertour hat David und mich nach Kühtai geführt – einfach am schönsten dort

Anfang Jänner dann endlich der ersehnte Neuschnee. Leider gab es bei uns wenig, sodass das Problem des reinen Schneemangels lediglich auf verdeckte Steine und erhöhte Lawinengefahr verlagert wurde. Östlich der Kitzbühler und in den Nordstaugebieten haben sich richtig tolle Pulververhältnisse ergeben. Siehe Winterrückblick aus dem Allgäu. Wir haben uns mit ein paar Standardskitouren mit Steinski zufrieden gegeben und beobachteten derweil weiterhin den Spannungsaufbau in der Schneedecke:

vom offenen Steinslalom zum verdeckten Steinslalom
vom offenen Steinslalom im Dezember zum verdeckten Steinslalom im Jänner

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Grenze zwischen Alt- & Neuschnee perfekt erkennbar
Grenze zwischen Alt- & Neuschnee perfekt erkennbar

Die Lawinengefahr hat noch nicht besonders stark zugenommen. Durch eine ausgeprägte Kältephase Mitte/Ende Jänner wandelte sich die Neuschneeauflage ebenfalls aufbauend um und das Schneebrett fehlte meist – während die Schwachschicht vorhanden war.

Kälteauswirkungen an den Haaren
Kälteauswirkungen an den Haaren
Kälteauswirkungen an einem sehr lange schneebedeckten Inntal. Vom Glungezer gegen Innsbruck am 18.1.2017
Kälteauswirkungen sichtbar an einem relativ lange schneebedeckten Inntal. Vom Glungezer gegen Innsbruck am 18.1.2017
Tagelang war es im Inntal durch eine Inversion kälter als in den höheren Seitentälern
Tagelang war es im Inntal durch eine Inversion kälter als in den höheren Seitentälern
die meisten Eisplatten waren unzureichend oder immer noch nicht eingeschneit und wuchsen stetig weiter
die meisten Eisplatten waren unzureichend oder noch gar nicht eingeschneit und wuchsen stetig weiter. Ende Jänner am Weg zur Pforzheimer Hütte

Wir haben uns an sonnseitige Touren gehalten. Dort war die Schneedecke zwar weniger mächtig aber besser gesetzt und damit zum Skifahren besser geeignet und von der Lawinengefahr auf einem niedrigeren Niveau:

Zwieselbacher Rosskogel über Gleirschtal Ende Jänner
Zwieselbacher Rosskogel über Gleirschtal Ende Jänner
... dafür fand man dort hin und wieder Bruchharsch nach einigen sonnigen Tagen
… dafür fand man dort hin und wieder schwach ausgeprägten Bruchharsch nach einigen sonnigen Tagen
trotzdem: der Pulver überwiegt auch bei schlechten Verhältnissen
trotzdem: der Pulver überwiegt auch bei schlechten Verhältnissen im Hochwinter

Die Schwachschichten konnte man, sofern man regelmäßig vorher im selben Gebiet unterwegs war, relativ gut eingrenzen:

Hochalter Nordseite am 21.12.2016. Die zusammenhängende Schneebereiche im Schatten am Foto machten uns später die größten Probleme.
Hochalter Nordseite am 21.12.2016. Die zusammenhängende Schneebereiche im Schatten am Foto machten uns später die größten Probleme.
gleicher Ausschnitt, aufgenommen am 19.01.2017: Es hat geschneit, das Gelände ist schön weiß, die Schwachschichten erkennt man aber nicht von außen. Es handelt sich um ein gespanntes Leintuch in den angesprochenen Bereichen.
gleicher Ausschnitt, aufgenommen am 19.01.2017: Es hat geschneit, das Gelände ist schön weiß, die Schwachschichten erkennt man aber nicht von außen. Es handelt sich um ein gespanntes Leintuch in den angesprochenen Bereichen.
dafür erkennt man die Schwachschichten von innen
dafür erkennt man die Schwachschichten von innen, am 19.1.2017 am Rietzer Grieskogel

Es hat zwar ein paar mal raufgeregnet, allerdings waren die Regenereignisse im vergangenen Winter seltener und schwächer ausgeprägt als in den beiden vorherigen.

noch keine lässigen Touren, dafür lässige Beobachtungen. Oberflächenreif am Fotscher Windegg am 21.1.
noch keine lässigen Touren, dafür lässige Beobachtungen. Oberflächenreif am Fotscher Windegg am 27.1.

 

Im Feber immer wieder Neuschnee, aber in kosmetischen Mengen:

windbeeinflusster Pulver
windbeeinflusster Pulver am Längentaler Weißerkogel. Aria im Landeanflug
Schnee und Lawinen zu beobachten war immer noch eher interessant als besondere Touren
Schnee und Lawinen zu beobachten war immer noch eher interessant als besondere Touren. Unfalllawine im Außerfern

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über und unter den Wolken zugleich. 8.2.2017 Lampsenspitze
über und unter den Wolken zugleich. 8.2.2017 Lampsenspitze

Am 12.2. der Startschuss zu den ersten sportlich lässigen Touren: Der Fotscher Express mit Flex. Zwei mal bin ich von Lüsens über den Breiten Grieskogel und das Gleirschjöchl bis nach Hause (St. Sigmund) – eine coole Pulverrunde – Eintrag dazu.

Großteils war der Feber weiterhin von der Schneearmut gekennzeichnet. Die Skitourenaktivität konnte man sich in erster Linie mit Schneeprofilgraben versüßen.

Beobachterstation Kühtai, der graue Bereich stellt die seit 1990 gemessenen Minima und Maxima an Schneehöhe dar (zu Beginn bzw. zu Ende der Saison wurde allerdings nicht immer gemessen bzw. nur in den Jahren, wo Schnee lag, deswegen verfälschte Daten) dünn rosa = Durchschnittsverlauf der Schneehöhe, dick rosa = heuriger Verlauf. Es gab einige neue Messminima, vor allem von Ende März bis Ende April. Vermutlich gäbe es auch im Dezember durchgehend ein neues Minimum (im November nicht, da im November 2011 nicht gemessen wurde, damals war es komplett aper). Markante Neuschneezuwächse nur Anfang Jänner, Anfang März und Mitte, Ende April.
in den unteren Bereichen immer noch "Almrosenpulver"
in den unteren Bereichen immer noch „Almrosenpulver“
Kalt auf Warm - Problem Ende Feber
Kalt auf Warm – Problem Ende Feber
gefrorene Wassersäulen an selben Standort
gefrorene Wassersäulen an selben Standort
ein PST ohne S
ein PST ohne S
Grantenklauben mit Skiunterstützung - ebenfalls ein Charakteristikum für die erste Winterhälfte 2016/17
Grantenklauben (aka „Preiselbeerenpflücken“) mit Skiunterstützung – ebenfalls ein Charakteristikum für die erste Winterhälfte 2016/17
Skitourengehen ist auch bei bescheidenen Schneebedingungen im lässig, sofern man die Augen aufmacht: ein Föhnfisch im wahrsten Sinne des Wortes am 23.2.
Skitourengehen ist auch bei bescheidenen Schneebedingungen immer lässig, sofern man die Augen aufmacht: ein Föhnfisch bei Westföhn am 23.2.

Damit war die erste Winterhälfte in den Nördlichen Stubaier Alpen von ausgesprochen schlechten Tourenverhältnissen gekennzeichnet. Noch um einiges schlechter als in der ersten Winterhälfte 2015/16. Es war der dritte Winter in Folge, wo sich eine zusammenhängende Schneedecke in St. Sigmund erst im Jänner gebildet hat, nachdem die bereits vorhandene Schneedecke von Starkschneefällen im November wieder weggeregnet wurde oder abgetaut ist.

Das passt gut mit einigen Forschungsergebnissen aus dem SLF zusammen. Eintrag hier. 

„Die Folge davon: Die mittlere Schneehöhe dürfte am Ende des 21. Jahrhunderts in der Höhenzone zwischen 1000m und 1700m um rund 85% abgenommen haben. Sogar in hohen Lagen (2500 m ü. M.) wird die Niederschlagszunahme die höheren Temperaturen nur zu einem kleinen Teil kompensieren. Es ist deshalb zu erwarten, dass die mittlere Schneehöhe auf dieser Höhe um rund 35% geringer sein wird. Eine durchgehende Winterschneedecke dürfte nur oberhalb von rund 2000 m erhalten bleiben, wobei in mittleren Höhenlagen (1000-1700 m) in ungefähr 50% aller Winter keine geschlossene Schneedecke mehr erwartet werden kann. “

Weiter mit der zweiten Hälfte des Winterrückblicks geht’s hier.

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