Gepatschferner – Umrundung | 27.05.2020 Fluchtkogel, 3500m, Hintereisspitzen, Weißseespitze, 3510m

Gepatschferner – Umrundung | 27.05.2020 Fluchtkogel, 3500m, Hintereisspitzen, Weißseespitze, 3510m

Lesezeit: 10 min

Eine Umrundung des Gepatschferners mit Ski um diese Jahreszeit habe ich schon länger am Radar. Bei gewaltigen Verhältnissen haben wir sie eher spontan am 27.05.2020 gemacht.

Eigentlich wollten wir nur über die Münchner-Variante auf die Weißseespitze. Aber da es für Ende Mai richtig kalt war und die Luft anständig trocken, wurde daraus eine lässige Runde rund um den größten Gletscher Österreichs.

Man könnte noch einige Gipfel rund um den Gletscher mitnehmen wenn man möchte. Die Kompass Karte gibt es hier online.

Sehr früh fahren wir ins Kaunertal und tragen die Ski bis auf ca. 2200m. Der Schnee ragt fast noch bis zum Ende des Steigs der zur Gepatschzunge führt. Somit müssen wir die Ski praktisch nicht über das mühsame, schottrig-blockige Moränengelände hinauftragen. Auf einer pickelharten Schneedecke mit Saharastaubauflage geht es in Richtung Gletscherflanke der Münchner-Variante. Mit dem Fallwind ist es so kalt, dass man warme Handschuhe und eine Isolationsjacke im Aufstieg braucht. Aber kein Wunder, ich musste am Auto auch Eiskratzen am Morgen. Flott kommen wir dann über die Gletscherflanke mit Steigeisen hinauf auf den Gletscher.

Wer Skifahren liebt und die schönsten Skitouren des Jahres nicht verpassen will, der trägt seine Ski. Hinten rechts beginnt schon der Schnee für den Aufstieg mit Fellen.
Über die Münchner Route. Die Moräne hinten ist der Gletscherhöchststand von 1850.
Aufstieg über die Gletscherflanke. Foto: natur-tyrol.at

 

Weiter geht’s laaaaaang, flach hinein über den Gepatschferner. Hinten erkennt man die drei Hintereisspitzen.

Das Gletscherbecken mit teils mächtigen Spalten und Löchern ist der Jahreszeit entsprechend gut eingeschneit. Auf über 3000m wird die maximale Schneehöhe schließlich im Schnitt erst immer Ende Mai bis Anfang Juni erreicht. Meist ist es sinnvoller, im Jänner, Feber und März auf großen Gletschern angeseilt unterwegs zu sein als um diese Jahreszeit.

Der Schnee ist hart und kompakt. Kilometer für Kilometer geht es in einer gefühlten Antarktis-Durchquerung hinüber zum Brandenburger Haus und dann auf den Kesselwandferner (gleicher Gletscher wie der Gepatschferner aber durch eine Eisscheide getrennt, deswegen mit einem zweiten Namen). Dieses Gletscherareal ist halt noch sowas wie ein Gletscher – auch wenn das Nährgebiet nicht mehr so groß ist im Sommer, wo der Schnee immer liegen bleibt und niemals abschmilzt. Aber es gibt eben noch ein Nährgebiet. In den Stubaier Alpen gibt es nur mehr Mini-Mini-Flecken an Nährgebiet, am Sulzenauferner beispielsweise. Im Sellrain gibt es auf den Gletschern keine Nährgebiete mehr seit den 90er Jahren.

Rund um das Kesselwandjoch ist der Neuschnee der letzten Tage (oder Wochen?) komplett winderodiert. Man bewegt sich auf einer etwa ein Quadratkilometer großen Fläche fort, die aus „griffigem Blankeis“ besteht. Man kann auf diesem Eis also super mit Fellen Aufsteigen und auch Skifahren. Kein Gletschereis, sondern eine vom Wind und feuchter Luft derart stark malträtierte Schneeoberfläche, dass diese mit Raueis vereist ist. Nicht zu verwechseln mit Raureif.

Flott geht es weiter auf den Fluchtkogel. Am Gipfel liegt einem dann erstmals bei der Runde diese großartige Landschaft zu Füßen: 17 km² zusammenhängender Gletscher. 17 km²!

Brandenburger Haus mit Fluchtkogel. Weiter hinten Richtung Fluchtkogel liegt wieder Neuschnee auf dem Eis drauf.
Oberhalb von 3300m sieht man immer wieder nicht allzu alte Schneebretter. Blick nach Süden. Mittig hinten Fineilspitze.
Fluchtkogel mit dem Gepatschferner und der gesamten Runde am Gletscher. Gewaltige Dimensionen an Schnee und Eis. Bis zur Weißseespitze hinüber (weißer Buckel rechts) sind es 6 km Luftlinie. Bis zur Weißkugel (hinterm Kreuz links) 8,5 km.
Hochvernagtspitze bis Wildspitze
Schnalstaler Gletscherskigebiet
Similaun
Hintere Schwärze
Zwischen dem Pitztaler Hinteren Brunnenkogel (mit Liftstation) und der Petersenspitze (mit Schneehaube) schaut v.l. Fernerkogel, Rotgratspitze, Lüsener Spitzl, Sellrainer Vorderer Brunnenkogel und Sellrainer Hinterer Brunnenkogel und Wildes Hinterbergl heraus. Rechts von der Petersenspitze der Schrankogel.

Es ist windstill und trotz Maisonne immer noch kühl. Die Abfahrt teils knusprig aber griffig. Weiter geht es auf die Mittlere und Hintere Hintereisspitze. Von der letzteren gab es eine kurze, tolle, steile, griffige Abfahrt auf den Gepatschferner.

Mittlere Hintereisspitze
Blick zum Hintereisferner. Die Moräne (+/- Schneegrenze am Foto) stammt ebenfalls von 1850. In ein paar Jahren gibt es keine Gletscherzungen mehr in Österreich…
Von der Mittleren Hintereisspitze zur Weißkugel und Hinteren Hintereisspitze links und Weißseespitze ganz rechts. Mittig hinten sticht der Piz Linard heraus.
Blick zurück zum Fluchtkogel.
Aufstieg zur Hinteren Hintereisspitze. Michi in seinem Element.
Hintere Hintereisspitze
Blick zu Weißkugel und Langtaufers
Abfahrt Hintere Hintereisspitze. Foto: natur-tyrol.at
Foto: natur-tyrol.at
Weiter Richtung Weißseespitze

Dann fellen wir ein letztes Mal auf. Es zieht sich wieder einmal über den Gletscher bis die Weißseespitze erreicht ist. Am Gipfel liegt die Temperatur am Nachmittag noch deutlich unter Null und ein kühler NO-Wind bläst. Über zehn Kilometer Aufstieg am flachen Gletscher liegen hinter uns – neben der Strecke die man schon vorher hinter sich gebracht hat oder mit Ski abgefahren ist.

Die Abfahrt bietet am ersten Osthang wenige Zentimeter trockenen Pulver, dann perfekten Zischfirn bis zum Übergang in die steile Gletscherflanke ins Kaunertal hinunter. Die Nordflanke ist gut griffig und nur schwach aufgefirnt. Darunter erwartet uns schneller Saharastaub-Sommerfirn mit erst ganz kleinen Vertiefungen. Wir sind uns einig: Die Abfahrt war von oben bis unten top. Und das noch so spät am Tag! Tiefen Temperaturen und trockener Luft sei Dank.

Letztes Mal Auffellen. Die Position jedes Ausrüstungsteils ist bewusst so gewählt, nicht willkürlich. Warum?
Der letzte Hatsch zieht sich noch einmal anständig
Weißkugel mit spontaner Schneebrettlawine vom 19.05.
Letzte Vorbereitungen für das Ski-Opening in ein paar Tagen nach Coronarestriktionen am Kaunertaler Gletscher.
Blick ins Langtauferer Tal
Blick ins Kaunertal
Start Abfahrt Weißseespitze. Foto: natur-tyrol.at
Trockener Pulver :)
Firn
Zischfirn :))

In der steilen Flanke der Münchner
Unten Sommerfirn
Der sich super fahren lässt :)
Beeindruckende Gletscherschliffe auf Schritt und Tritt
Blick zurück

Für Wiederholer: Hohe Gefahr für Blasen, vor allem auf den Fußsohlen!

8 Gedanken zu “Gepatschferner – Umrundung | 27.05.2020 Fluchtkogel, 3500m, Hintereisspitzen, Weißseespitze, 3510m

  1. Hallo,
    Herrliche Bilder.Darf ich fragen welche Kamera du benutzt?
    Weil hast ziemlich gezoomt undtrotzdem knackscharf.
    Danke und weiter so

    • Hallo Armin, eine Eos 100d mit einem EF-S 15-85.
      Aber die ist nicht top. Viel wichtiger ist eine gute Software wie Lightroom um die Bilder zu entwickeln.

  2. Wow, was für eine Tour, Lukas. Ein Traum. Ich tippe, du richtest deine Ausrüstung nach der Sonne aus, damit sie trocknet und aufwärmt, um erneut anzufellen.

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