03.11.2018 | Ötztaler Gletscherskigebiet & Schneedeckenanalyse

03.11.2018 | Ötztaler Gletscherskigebiet & Schneedeckenanalyse

Lesezeit: 6 min

Verhältnisse in Tiroler Gletscherskigebieten

Der Jahreszeit entsprechend normale Schneemengen. Extrem viel los. Als Skitourengeher kann man fast nicht die Pisten queren.

Analyse Schneedecke

 

 

 

Der erste Neuschnee der Saison fällt um den 25.09.2018. Dann wird es für einige Tage warm und schön. Der nächste Schneefall folgt um den 02.10.

Dann stellt sich eine mehr als dreiwöchige, ausgesprochen warme Schönwetterphase ein. Während dieser Zeit schmilzt die Schneedecke sonnseitig wieder bis in hochalpine Lagen ab. Schattseitig, vor allem auf Gletschern, bleibt sie liegen und bildet eine oberflächliche Schmelzkruste durch die hohen Temperaturen. Vor allem aber in den klaren Nächten – in steilen Nordhängen wo die Sonne ganztags nicht mehr hineinscheint auch unter Tags – kühlt die Schneeoberfläche durch die ausgehende Wärmestrahlung massiv ab. Großteils liegen aber nur 10 bis 20cm Schnee. Dadurch entwickelt sich ein massiver Temperaturunterschied zwischen Schneeoberfläche (durch die Ausstrahlung gekühlt) und der Schneedecke direkt am Boden. Am Boden hat sie nur knapp unter 0°C, an der Oberfläche teils -20°C und kälter. Dadurch beginnt sie sich umzuwandeln.

Ab dem 23.10. mit der Umstellung der Wetterlage schneit es regelmäßig, am Alpenhauptkamm sogar stark und südlich des Hauptkammes extrem – inklusive Hochwasser. Nun hat sich das Schneebrett oberhalb der Schwachschicht gebildet. Und dann?

Erste Lawinenunfälle mit Personenbeteiligung folgen. Wir waren am 03.11. zufällig am gleichen Tag einer beachtlichen, menschlich ausgelösten Schneebrettlawine auch im Ötztaler Gletscherskigebiet unterwegs und konnten uns das Ganze kurz nach der Auslösung genauer anschauen.

Fazit

Zumindest schattseitig wo der Untergrund aus Gletschereis besteht, gibt es momentan direkt oberhalb des Gletschereises eine durchaus störanfällige Schwachschicht. Trifft man eine schneearme Stelle, sind Lawinen leicht auslösbar.

Was machen Sepp & Moidl?

Sie bleiben vorerst noch auf Pisten und fahren auf den Gletscherskigebieten nicht ins Variantengelände daneben. Die Spaltensturzgefahr ist derzeit ja auch auf ihrem jährlichen Höhepunkt. Außerdem ist der Schnee durch den dauernden Südwind echt beschissen neben der Piste. Der Winter hat grad erst angefangen.

Die Verhältnisse in den Gletscherskigebieten entsprechen inzwischen der Jahreszeit
Gebiet um Tiefenbachferner, Sölden
Tiefenbachferner
Glimpflich ausgegangener Lawinenunfall am Rettenbachferner während wir am 03.11. am Tiefenbachferner unterwegs waren. Gewaltige Ausmaße des Schneebretts. Die Einfahrtsspur in der Mitte stammt sehr wahrscheinlich vom Auslöser.
Wir sind kurz nach der Lawinenauslösung zur Analyse vor Ort. Unter dem Schnee das blanke Gletschereis.
Fanaten bei der Arbeit

Wo versteckt sich Peter?
Da isch er!
Kontrastverstärkt. Verlässt man die Piste, ist man ab dem ersten Meter im Nicht-gesicherten Gelände!
Hier wäre das Schneebrett niemals auslösbar gewesen. Die Bruchausbreitung hat den Bereich aber mitgenommen. Man weiß halt fast nie, wieviel Schnee unter den eigenen Ski liegt. Sogar wenn immer wieder Steine herausschauen – die können schließlich ganz unterschiedlich groß sein. Die ständigen Tipps à la „Haltet euch von schneearmen Stellen fern“ sind leider in der Praxis sehr oft nicht umsetzbar.
Vom Ablagerungsbereich hinaufgeschaut. Der Anriss versteckt sich hinter der Kante. Die Sturzbahn befindet sich genau am Blankeis. Die Lawine hat die Schneedecke dort bis zum Eis mitgerissen. Ein gewaltiges Schneebrett für November. Ca. 250m breit und 700m lang.
Nächster Tag, anderer Sportmodus, ähnliches Ziel. Der Blick auf Südhänge zeigt kein Potential zum Graben. Dafür verpasst der Föhn der Peiderspitze eine Welle wie die von Trumps Haarpracht.
Der Blick auf Nord- und Osthänge schon.
Der Blick auf den Gletscher sowieso. Kraspesferner
Gleirschtal
Der Wind, der Wind.
Ähnliches Bild wie am Rettenbachferner

4 Gedanken zu “03.11.2018 | Ötztaler Gletscherskigebiet & Schneedeckenanalyse

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