05./06.07.2019 | Sommerskitouren am Sustenpass | Sustenhorn, Gwächtenhorn, Fünffingerstöck

05./06.07.2019 | Sommerskitouren am Sustenpass | Sustenhorn, Gwächtenhorn, Fünffingerstöck

Lesezeit: 10 min

Durch den schneereichen Winter sowie den schneereichen und ausgesprochen kalten Mai gibt es heuer wieder einmal gute Verhältnisse für Sommerskitouren mit immer noch recht kurzen Tragestrecken. Der heiße Juni hat daran nur leicht gerüttelt. Nachdem es für Leser von gipfelbuch.ch ein Leichtes ist, stets bestens über die Schneelage der Schweizer Pässe informiert zu sein und Kristian die besten Skitourenmöglichkeiten für den Sommer auswendig kennt, sind wir dieses Mal Richtung Sustenpass aufgebrochen.

Der Pass befindet sich direkt südlich des Titlis. Heuer konnte er erst spät im Juni geöffnet werden. Das Gebiet vom Berner Oberland, respektive von der Jungfrau, bis zum Sustenpass ist das höchstgelegene Nordstaugebiet der Alpen. Auch wenn Frau Holle im vergangenen Winter dort sparsamer war als in der „Jänner-Schneehölle“ östlich von Innsbruck, gibt es Anfang Juli immer noch mehr als genug Schnee. Der Jahres- bzw. Winterniederschlag rund um den Sustenpass liegt in der Größenordnung der Innsbrucker Seegrube. Allerdings sind die Berge hier nicht nur 2.400 m hoch, sondern über 1.000 m höher! Und dementsprechend gibt es weiter oben auch mehr Niederschlag als auf Höhe des Passes bzw. der Seegrube.

Bereich um den Sustenpass
Durchschnittlicher Jahresniederschlag Alpen. Vorsicht: Das Verhältnis von Winter- zu Sommerniederschlag ist nicht überall gleich und dort wo es am meisten Niederschlag gibt, gibt es durch Höhenlage (Regen vs. Schnee!) Gelände und Erreichbarkeit der Berge nicht zwingend die durchschnittlich längste Skitourensaison. Die beiden absolut niederschlagsreichsten Gebiete der Alpen liegen übrigens im Bereich Jungfraujoch (dadurch auch die Größe des Aletschgletschers) und im Dreieck Karnische Alpen – Karawanken – Julische Alpen. Wobei der Bereich Jungfraujoch aufgrund des Verhältnisses Schnee – Regen unangefochten der schneereichste Ort der Alpen ist. Zum Vergleich: In Kühtai fallen jährlich etwa, 5,5 m Neuschnee. Auf der Innsbrucker Seegrube oder am Sustenpass in etwa das Doppelte. Das
Aber im Bereich zwischen Sustenpass – Furkapass – Oberalppass – Klausenpass spielen alle Ausgangsbedingungen perfekt zusammen: Hohe Berge, hohe Ausgangspunkte, viel Niederschlag.

Wir fahren am 04.07. zum Sustenpass, schlafen dort neben dem Auto und brechen am 05.07. vom Parkplatz Umpol (2.100 m) zum Sustenhorn auf. Die Tragezeit beschränkt sich auf 10 Minuten bis man die Gletscherzunge erreicht. Dort beginnt eine noch durchaus beachtlich mächtige Schneedecke.

Beim Parkplatz Umpol
Schneebeginn direkt am Ende der Gletscherzunge auf 2140m
Gleich nach dem Start eine gute Auflage.
Tiefe Sommerschneeformen nur ganz oben am Gletscherbecken.

Der Aufstieg auf das Gwächtenhorn läuft problemlos. Die Schneeformen sind nur oben im Gletscherbecken tief, der Rest präsentiert sich perfekt zum Skifahren. Die Temperaturen sind recht kühl im Gegensatz zur „Hitze“ auf gleicher Höhe am Zuckerhütl bei unserer Stubai Runde kürzlich.

Kristian beim Schlussanstieg auf das Gwächtenhorn. Hinten das Sustenhorn.
Matterhorn, Weißhorn.
Mönch und Eiger im Westen.
Monte Rosa bis Mischabel im Hintergrund.
Dammastock im Südwesten.
Fünffingerstöck. Unser Ziel für morgen.
Kristian genießt gewaltigen Schnee bei der Abfahrt vom Gwächtenhorn.
Wir fellen wieder auf um weiter auf das Sustenhorn zu kommen. Hinten das Gwächtenhorn.
Gwächtenhorn vom Sustenhorn.
Vom Sustenhorn nach Nordosten.
Gipfelbeschäfitgungen. Ein Skitourengeher ist nach uns noch gekommen.
Blick zum Parkplatz.

Schließlich fahren wir zu Sonnenhöchststand um 13:15 ab und erwischen perfekten Firn. So stellt man sich Sommerskifahren vor :)

Abfahrt Sustenhorn mit Blick zum Gwächtenhorn.
Perfekter Schnee. Keine tiefen Formen und gut laufend.
Im oberen Gletscherbecken.
Im unteren Gletscherbecken.

Im Zungenbereich
Schneeende. 1400 Höhenmeter durchgehende Abfahrt.

Wir freuen uns immer wieder über die lebendigen Gletscher dort. Sie gehen zwar auch massiv zurück. Aber es gibt noch ein richtiges Nährgebiet und Bewegung. Nicht so wie bei unseren Toteisfeldern.

Ein Wanderer unterhalb der Zunge auf glattgeschliffenen Platten die erst in den letzten Jahren durch den Gletscherrückgang freigegeben wurden.
Beim Parkplatz mit Blick auf Aufstiegsroute zu den Tierbergli und Giglistock äußerst rechts.
Steinberggletscher mit Gwächtenhorn mittig und unterem Teil der Skitourenroute. Sustenhorn links.
Alte Sustenstraße links, neue rechts. Rund um den Pass gibt es unzählige Klettergärten in festem, gletschergeschliffenem Gneis.

Am 06.07. starten wir vom Sustenbrüggli auf die Fünffingerstöck. Die durchgehende Schneebedeckung beginnt in diesem südostexponierten Kessel auf 1930 m, man trägt die Ski von der Straße lediglich eine Minute. Auf etwa 2.400 m beginnt der kleine, große Kargletscher. Klein von seiner Fläche, groß in Sachen Mächtigkeit und Schneeauflage. Selbst auf 2.400 m gibt es noch eine meterdicke Schneedecke. Im oberen Bereich des Kares sind es gemutmaßt sicher im Schnitt fünf Meter. Einfach nur gewaltig. So ähnlich muss es in vielen unserer Ostalpenkare auf selber Höhenlage um das Jahr 1850 ausgeschaut haben.

Der Schnee ist wieder sehr gut für Aufstieg und Abfahrt. Wir haben auch sonst Glück weil wir einem fast mannsgroßen Felsbrocken der lautlos am Schnee auf uns zuschießt zufällig früh genug sehen und gerade noch ausweichen können.

Passstraße am Morgen mit Blick auf Gwächtenhorn, Steingletscher und Steinsee.
Schneebeginn knapp neben der Straße.
Gewaltige Schneemengen auf 2.400 m.
Auf dem kleinen Kargletscher.
Mit gewaltiger Schneeauflage für die Jahreszeit, Höhenlage und Exposition.
Die Wendenstöcke im Nordwesten mit geologischer Ähnlichkeit zu den beiden Gesteinsbereichen des Sellastocks.
Das Gebiet ist gekennzeichnet durch einen ständigen Wechsel von Gneisen, Graniten und Sedimenten. Hier sieht man den Titlis. Das gelbe Band ist ein spezieller Dolomit zwischen dem Kalk oben und dem Gneis darunter.
Wendenstöcke
Vom Fünffingerstöcken zum Sustenhorn links.
Abfahrt.

Bis 1.930 m

Ein toller Ausflug in ein tolles, vielfältiges Gebiet!

1 Gedanke zu “05./06.07.2019 | Sommerskitouren am Sustenpass | Sustenhorn, Gwächtenhorn, Fünffingerstöck

  1. nja, was kann man sagen. Ich tät auch durchfahren Luggi, 12 Monate – mit größter Freude und auch gegen die Meinung derer, die im April schon die Wandersaison starten bzw Mitte März mit dem Mountainbike unterwegs sind :-)

Schreibe einen Kommentar

error: Content is protected!