Im Sellrain und rund um Kühtai trifft man immer wieder auf Nachnamen in schwarzer Farbe – auf Steinen hinterlassen. Teilweise sehr gut erhalten, teilweise kaum noch lesbar, stellen sie ein besonderes Andenken an die ersten, großen Bergsteiger unserer Region dar.
Erstmals sind mir die „Farbkleckse“ am Lüsener Fernerkogel aufgefallen. Mit ein wenig Verwunderung dachte ich lange, dass diese eher jüngeren Alters sind. Was mich aber ob der doch starken Verwitterung dann immer wieder verwundert hat.
Weiter ging es mit Beobachtungen auf der Schlicker Seespitze, dem Horntaler Joch und der Lüsener Villerspitze. Als ich dann am Nordgrat des Lüsener Fernerkogels die Inschriften der Erstbegeher des Nordgrates klar lesbar erspähte, war für mich klar: Die Namen wurden vor deutlich über 100 Jahren auf den Bergen des Sellraintales hinterlassen. Und zwar von keinem geringeren als Julius Pock oder Otto Melzer und ihren Gefährten.
Mit dieser Erkenntnis konnte ich dann viele der teils nur mehr schwer lesbaren Namen ebenfalls entziffern: Neben Pock und Melzer sind meist Karl Wechner, Bernhard Tützscher und Seidler vertreten. Nach Wechner wurde beispielsweise die Wechnerkögel und die Wechnerwand in Kühtai benannt.
Am häufigsten findet man aber nach wie vor den Namen von Julius Pock. Immer im selben Schriftstil und in der selben, schwarzen Farbe. Julius Pock hat einen guten Teil seines Lebens der Bevölkerung und den Bergen des Sellraintales gewidmet.
Hier ein Ausschnitt seines Lebenswerks aus dem Alpinwiki (sehr empfehlenswerte Seite):
Pock war Vorstandsmitglied der Sektion Innsbruck des D.u.OeAV und Gründungsmitglied der Alpinen Gesellschaft Wilde Bande, dort führte er den Vereinsnamen „Spitz“, wurde aber immer liebevoll „Häuptling“ genannt. Bereits im Jahre 1891 machte er den Vorschlag zum Bau der Bettelwurfhütte am jetzigen Standort, brachte einen entsprechenden Antrag ein und war federführend beim Bau der Hütte.
Pocks Arbeitsgebiet lag in erster Linie in der Umgebung von Innsbruck und dabei besonders im Karwendelgebirge und in den Stubaier Alpen. Die Entstehung zahlreicher Bergwege und Gipfelzustiege verdanken wir Julius Pock und seinen Gefährten.“ Infolge seiner schwerpunktmäßigen Tätigkeit in den Sellrainer Bergen wurde Pock auch der „Vater des Sellraintales“ genannt. Für die damals sehr arme Bevölkerung des Sellraintales setzte er sich besonders ein. So brachte er finanzielle Mittel, die aus Sammlungen und Spenden des Alpenvereins stammten, eigenhändig zu den Leuten.
Seinem Andenken gerecht werdend, trägt ein Gipfel in den Sellrainer Bergen den Namen Pockkogel und der Anstieg vom Frau-Hitt-Sattel zum Brandjoch heißt Julius-Pock-Weg.
Schlicker Seespitze


Kühtai – Längental


Lüsener Fernerkogel




Lüsener Villerspitze



Hohe Villerspitze

Horntaler Joch

Exkurs – Pock-Aufschriften in sonstigen Gebirgsgruppen
Julius Pock war neben den nördlichen Stubaier Alpen vor allem im Karwendel alpinistisch aktiv. Auch dort gibt es einige Hinterlassenschaften des bekannten Bergsteigers aus dem 19. Jahrhundert.


Wahrscheinlich sind aus der damaligen Bergsteigerclique noch viele Hinterlassenschaften in verschiedenen Gebirgsgruppen vorhanden. Nur hat sie wohl noch niemand bis dato als solche erkannt, beschrieben oder fotografisch festgehalten. Ich kenne jedenfalls sonst keine Publikationen dazu.
Darum bin ich für weitere Hinweise solcher Spuren sehr dankbar!
Ein schöner Beitrag zur Geschichte des Tiroler Alpinismus Luggi – habe ich lange vermisst im Internet.
Die noch erhaltenen Kennzeichnungen gibt es vorwiegend in deiner Region und sie sind auch beschrieben, jedoch hat noch kaum jemand Fotos davon veröffentlicht und es zeichnet dich aus, daß du an die Dokumentation von Zeugnissen der Wurzeln des Bergsteigens denkst und die Originalinschriften von u. a. Mitgliedern der Wilden Bande veröffentlichst.
Interessante Info! Wird Ausschau halten :-D