23.12.2017, Schneereport Kühtai-SellrainTal

Lesezeit: 7 min

Warum?

Das Internet der Bergsportler unterliegt stetigen Veränderungen. Seit dem Launch meines Blogs im Herbst 2011 hat sich eine Entwicklung klar herauskristallisiert: Das wirre Teilen eigener Tourenberichte und Fotos im www, insbesondere in den Sozialen Netzwerken, erlebt inzwischen einen Negativtrend: Von den meist beschönigten Berichte und nicht repräsentativen Fotos haben wir uns sattgesehen. Was vor wenigen Jahren noch neu und interessant war, hat sich inzwischen zu einer Massenerscheinung gewandelt.

Jetzt entwickelt sich die Bergcommunity hingegen zu klar qualitativer Arbeit von Profis (bspw. Schutzhütten, Skigebiete) wie auch vom gemeinen Skitourengeher (z.B. über die Alpine Auskunft) zur möglichst objektiven Weitergabe von aktuellen Bedingungen. Da lukasruetz.at sich – soweit ich behaupten kann/darf – zeitgleich zu einem Kompetenzzentrum der Sellrainer Berge entwickelt, geht der nächste Schritt des Blogs in die gleiche Richtung:

Schneereport Kühtai-SellrainTal

Ab sofort erscheinen unregelmäßig über den gesamten Winter Informationen via „Schneereport“ zur Schneemenge und zur Beschaffenheit der Schneeoberfläche in den Sellrainer Bergen. Primär anhand selbst durchgeführter Touren. Die Sellrainer Berge sind folgendes Gebiet:

Region Kühtai-SellrainTal. Nummeriert die 10 Seitentäler der Haupttalachse. In grün die ins Inntal abfallenden Seitentäler

 

Der Schneereport ist keine Einschätzung der Lawinengefahr. Die Einschätzung der Lawinengefahr wird vom Tiroler Lawinenwarndienst übernommen und über den Lagebericht und den Blog verteilt! Teil des Schneereports werden trotzdem Schneeprofile und die darin gefundenen Schwachschichten sein („Altschneeproblem“). Eine Beschreibung wo man Schwachschichten anhand einzelner, punktueller Observierungen findet und wie sie sich bei einzelnen Stabilitätstests verhalten, stellt keine Einschätzung der Lawinengefahr dar!

Wer selbst zum Report beitragen möchte, ist via Email herzlich dazu eingeladen:

Blog

Lässige Touren, Steilabfahrten, Runden und dergleichen erscheinen weiterhin in gewohnter Form als eigener Eintrag neben dem Schneereport. „Normale“ Touren werden nur mehr zusammen im Schneereport verarbeitet. Für die Nutzer eines RSS-Feeds: Ein eigener Feed lediglich zum Schneereport liegt hier. Als Zusatzangebot zum Report sind die besten Webcams und die Messwerte einiger Stationen im Sellrain im Reiter „Schneereport“ gelistet.

 

Schneereport 1 der noch jungen Saison 2017/18

 

Beobachterstation Kühtai zeigt die weit überdurchschnittliche Schneemenge. Dick grau = Durchschnitt seit 1990. Rosa = Aktuelle Messung. Grauer Bereich = Minima und Maxima seit 1990.

Schneemenge & Schneedecke

In der Region Kühtai-SellrainTal liegt überdurchschnittlich viel Schnee für die Jahreszeit – in allen Höhenlagen. Zuletzt gab es vergleichbare Schneemengen in der Saison 2012/13. An der Beobachterstation Kühtai (manuelle Messung) liegen ca. 80cm Schnee, ebenso bei der automatischen Station Lampsenspitze/Koglalm. Somit haben wir heuer bereits gleich viel Schnee wie die Maxima der gesamten Saisonen 2016/17 & 2015/16 (jeweils Mitte März mit ca. 85cm).

Auch an bzw. zu den tiefsten Ausganspunkten zu Skitouren (Eisbrücke Fotschertal, 1090m) kann man mit Ski problemlos starten und wieder abfahren. In Höhenbereichen bis ca. 2000m lag in den letzten vier Wintern nie soviel Schnee wie derzeit. Ich persönlich verwende keine Steinski mehr.

 

Winterwonderland bereits Mitte Dezember im Sellraintal. 13.12.2017

 

 

Lässt das Skifahrerherz höher schlagen. 13.12.2017

 

Auch Wildschnee gab es im Dezember zu beobachten

 

 

Super Pulver auf der Lampsen. 16.12.2017

 

Die im Lagebericht beschriebenen Schwachschicht in besonnten Hängen oberhalb von 2700m habe ich am 23.12. bei folgendem Profil am Zwieselbacher Rosskogel gefunden. Beim ECT (erweiterter Säulentest) ist diese über den gesamten Block beim 23. bzw. 28. Schlag gebrochen:

 

Oberhalb der Schmelzkruste lagert die im LLB beschriebene Schwachschicht in besonnten Hänge oberhalb von 2700m. Beim ECT bedurfte es großer Belastung um einen vollständigen Bruch zu erzeugen.

 

Doch bei den meisten Tests bringt man heuer durch eventuelle Schwachschichten im Altschnee bis jetzt meist nur Teilbrüche her. Ein völlig anderes Bild als in den letzten drei Wintern.

 

Schneeoberfläche

Derzeit findet man vor allem in den hohen Lagen der Sellrainer eine vom Wind geprägte Schneeoberfläche. Vor allem bei den vergletscherten Touren wie bspw. Längentaler Weißerkogel oder Zwieselbacher Rosskogel.  In windberuhigten Bereichen lagert noch häufig guter Pulverschnee. Die Standardtouren werden in den Feiertagen teils pistig ausgefahren sein.

 

Moränenlandschaft des oberen Kraspestales bereits schön mit Schnee zugedeckt. 23.12.2017

 

Windeinfluss am Kraspesferner

 

Zwieselbacher Rosskogel nach Nordwesten

 

windbeeinflusster Schnee im Kraspestal

 

Gaiskogel, Rietzer Grieskogel und Hocheder tief verschneit.

 

Beim Regenereignis vom 22.12. lag die Regengrenze kurzfristig im Sellrain bei 1500m. Eine oberflächliche Regenkruste ist skifahrerisch damit kaum ein Thema derzeit. Die vorhergesagte Erwärmung für die Weihnachtsfeiertage wird die Schneequalität verschlechtern, vor allem in tiefen, sonnseitigen Hängen. Am ehesten findet man dann Pulverschnee noch hoch und schattseitig, aber eben nur dort, wo der Wind nicht gearbeitet hat.

Die schöne Winterlandschaft in tieferen Lagen wird unter dem Wärmeeinfluss leiden. Haggen, 23.12.2017

 

Dennoch lag unterhalb von 2000m in den letzten Wintern nie so viel Schnee. Kraspestal 23.12.2017

 

Sonst noch interessant: Bündnerschiefer in den Zillertaler Alpen:

 

 

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